Akupunktur
Die Kraft der heilenden Nadeln
Die Akupunktur als jahrtausende alte Heilmethode aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) findet innerhalb der westlichen Medizin immer mehr Akzeptanz.
Der Begriff "Akupunktur" (lat. acus = Nadel, puncture = Stechen) ist eine Übersetzung aus dem Chinesischen (Chen-Chin = Stechen und Brennen).
Die Methode kennzeichnet die Behandlung von Krankheiten mit Hilfe von Metallnadeln, die in ausgewählte Hautreizpunkte und in tiefer gelegene Gewebsschichten
gestochen werden.
Die theoretischen Grundlagen der Akupunktur
Das Entsprechungssystem von Yin und Yang, wohl das älteste medizinische Denkmodell, besagt, dass alle Naturerscheinungen und Lebensabläufe in polaren
Wechselwirkungen zueinander stehen. Dabei sind Yin und Yang keine absoluten Größen. Ein Yin-Anteil ist in jedem Yang-Anteil enthalten und umgekehrt.
Sie be-stehen in gegenseitiger Abhängigkeit und ein überschuß des Einen führt zu Mangel des Anderen. Als Beispiel sei der Wechsel zwischen Tag und Nacht
angeführt. Die Nacht begrenzt den Tag, ohne Nacht gibt es keinen Tag, der Tag trägt somit den Beginn der Nacht in sich.
Neben dem Entsprechungssystem von Yin und Yang zählt die Fünf-Elementenlehre zur Theorie der Akupunktur. Dabei erfolgt eine Zuordnung der Jahreszeiten,
der Wettereinflüsse und der Körperorgane auf die fünf Elemente.
Bereits im Deutschland des 18. Jahrhunderts verwendete man akupunkturähnliche Methoden, die aber mit der Entwicklung des pharmazeutischen Gewerbes und neuer
Operationsverfahren wieder in den Hintergrund traten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann die stürmische Entwicklung der Akupunktur auch in Europa.
Mit dem anatomischen Nachweis des Akupunkturpunktes 1988 durch Prof. Heine wird die Wirkungsweise der Akupunktur bei kompetenten Experten der Standardmedizin
nicht mehr bezweifelt. Die Wirkung der Akupunktur basiert auf im Rückenmark und Gehirn ausgelöster Unterdrückung der Schmerzempfindung, teilweise durch
körpereigene schmerzdämmende Substanzen, die durch den Nadelstich freigesetzt werden. Es wird eine regulationsfördernde und ausgleichende Reaktion ausgelöst.
Was ist ein Meridian?
Die Lebensenergie Qi durchströmt den Körper auf genau festgelegten Leitbahnen, den Meridianen. Diese sind wiederum bestimmten Organen bzw.
Organfunktionen zugeordnet. Jeweils zwei Meridiane, ein Yin- und ein Yang-Meridian, bilden ein Paar. Yang-Meridiane verlaufen außen oder an
der Rückseite des Körpers, während Yin-Meridiane innen oder vorne am Körper liegen.
Insgesamt kennt die Chinesische Medizin ein System von 14 Meridianen auf denen ca. 360 Akupunkturpunkte liegen.
Voraussetzung für die Akupunkturwirkung ist ein intaktes Gefäß- und Nervensystem. An gelähmten Körperteilen, mit Anästhetika infiltrierten oder durch mechanischen Druck beeinflußten Akupunkturpunkten ist die Wirkung deutlich reduziert. Vor Behandlungsbeginn sollte ein klare Diagnosestellung aus "westlicher" Sicht erfolgen.
Der Auswahl einer Arbeitstechnik legt der Akupunkteur eine genaue, sehr detaillierte Untersuchung des Patienten zu Grunde. Es lassen sich verschiedene Techniken kombinieren. Neben der Körperakupunktur werden auch Sonderformen wie Ohr-, Mund- oder Schädelakupunktur angewendet.
Mit welchen Arbeitstechniken werden die Akupunkturpunkte stimuliert?
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beschichtete Einmalnadeln aus Stahl, in unterschiedlichen Größen, bis ca. 30 Min.
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Elektrostimulation (Frequenzen bis 100 Hz)
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Injektionsakupunktur mit Medikamenten
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Mikroaderlass mit Dreikantnadeln (dient der Hitzeableitung und Blutzirkulation)
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Laserakupunktur (geringes Infektionsrisiko)
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Moxibution (Erwärmung mit glimmenden Beifußkraut, Anregung der Organfunktion)
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Schröpfen mit oder ohne Mikroaderlass (bei akuter Erkältung, Kopfschmerz und Erkrankung des Bewegungsapparates)
Wann sollte die Akupunktur angewendet werden?
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bei chronischen, schmerzhaften Erkrankungen und Funktionsstörungen
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des Stütz- und Bewegungsapparates (Lumbalgie, Arthrose)
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der Atmungs- und Verdauungsorgane (Heuschnupfen, Asthma, Gastritis)
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der Urogenitalen Organe (Fertilitäts- oder Menstruationsstörungen)
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der Haut (Akne, Schuppenflechte, Herpes)
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auf neurologischer Grundlage (Migräne, Neuralgien)
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bei psychosomatischen Störungen
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Schlafstörungen
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Adipositas
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Erschöpfungssyndrom
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Suchtbehandlung (Alkohol, Drogen, Eßsucht, Nikotin)
Ein Beispiel aus der Praxis
Eine 40-jährige Frau leidet seit 15 Jahren an einem episodischen Kopfschmerz, der streng einseitig 2 bis 3 mal pro Woche auftritt. Der Schmerzcharakter
ist intensiv klopfend und im Stirn-Augenbereich lokalisiert. Begleitet wird der Kopfschmerz häufig von übelkeit, Erbrechen, Augenflimmern, Schwindel,
erhöhter Reizbarkeit, chronischer Müdigkeit und Schlaflosigkeit.
Nach westlicher Diagnostik (EEG, MRT des Schädels) wurde keine organische Störung gefunden. Bei der Diagnose nach der TCM erhielt der Akupunkteur
folgendes Bild:
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Aufsteigendes Leber-Yang bei Leber-Qi-Stauung
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Mangel an Blut-Ying
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Der Verbrauch des Blut-Yin führt zum überaktiven Leber-Yang
Daraus ergab sich für den Therapeut folgender Therapieplan (Ausschnittsweise):
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Leber-Yang besänftigen mit den Punkten Le3, Le2, Gb43, Gb20
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Moxa an Le8, Mi6, Ni3
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Fernpunkte 3E4, Pe6 usw.
Es wurden mit der Patientin insgesamt 10 Sitzungen, 1x wöchentlich, durchgeführt. Zwei akute Migräneanfälle konnten mit Akupunktur und blutigem Schröpfen
unterbrochen werden. An Hand des von der Patientin geführten Kopfschmerzkalenders ist seit Beendigung der Therapie ein Rückgang der Kopfschmerz-Intensität
und der Kopfschmerz-Intervalle zu erkennen.
Aufwand und Kosten
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je nach Krankheitsbild 10 bis 20 Sitzungen
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Dauer einer Sitzung ca. 30 Minuten
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Akupunktur ist Leistung der privaten Krankenkassen, die Abrechnung erfolgt entsprechend der Gebührenordnung für Ärzte
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gesetzliche Krankenkassen erstatten derzeit Akupunktur nur im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Modellprojekten bei den nachfolgenden Erkrankungen mit chronischem Charakter, die länger als sechs Monate bestehen: Kopfschmerz, LWS-Schmerz und Osteoarthritis
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gesetzliche Krankenkassen erstatten je nach Krankenkasse und Qualifizierung des Therapeuten einen Betrag von 25 - 35 EUR
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Leistungen im Zusammenhang mit Akupunktur wie TCM-Anamnese, Schröpfen, Aderlass usw. werden zusätzlich in Rechnung gestellt.
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bei einigen Krankenkassen hat der Patient dabei einen Eigenanteil zu leisten